Über mich

Das bin ich (humanistisch-atheistisch)

Mein Kreuz mit der Religion – eine Selbstüberprüfung

Ich war ein frommes Kind. Ich gefiel mir in der Rolle eines mustergültigen Katholiken. Ich ging zur heiligen Messe, zur Kommunion, mitunter auch zur Beichte. Ich liebte den Gesang der Gemeinde und brachte im Chor der Gleichgesinnten meine Stimme ein.

Aber ich war ein stilles Kind. Eines, das oft verschüchtert in der Ecke seines Zimmers saß.

Als uns in der Vorbereitung auf die Erstkommunion das katholische Konzept der Seele erklärt werden sollte, kamen mir die ersten Zweifel, zumal auch die Erwachsenen, scheinbar nicht klar sagen konnten, wie man es sich vorzustellen hat, dass die Seele nach dem Tod aus dem Körper entweicht und fürderhin ihr eigenes Ding macht.

Aber ich habe das Spiel weiter mitgespielt, und war wohl vom Pfarrer dazu auserkoren, eine besondere Rolle zu spielen. Er schenkte mir eine kleines Bronzerelief mit meinem Schutzpatron und hoffte wohl insgeheim, dass auch aus mir ein Priester werden könnte.

Erst in der Zeit des Abiturs wuchs in mir eine Ablehnung gegen die Kirche und später dann auch gegen die Religion an sich. Wenn ich mich richtig erinnere, begann es damit, dass ich nicht mehr in die Kirche gehen wollte, weil die Veranstaltung zunehmend langweilig geworden war. Alle Gebete und Lieder kannte ich auswendig. Und der jetzige Priester, war ein sehr unbegabter Prediger. Also, warum noch hingehen?

Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob sich die Kirchenabstinenz negativ auf mein jenseitiges Leben auswirken würde. Die religiöse Grundüberzeugung, in der ich als Kind aufgegangen war, hat sich in einem schleichenden Prozess in mir aufgelöst. Wahrscheinlich war es die Beschäftigung mit der Literatur und der Geschichte, die mich auch zunehmend hinterfragen ließ, welche Inhalte mir da als Kind eigentlich verkündigt worden waren. Und natürlich ein ebenso skeptischer Freundeskreis, mit dem ich zu der Zeit, als ich mit dem Studium begann, auf einer ablehnenden Welle schwamm.

Es ist mir aber noch wichtig, meine Einstellung zur christlichen Kirche und zur Religion immer wieder neu zu hinterfragen. Das Thema hat mich bis heute nicht wirklich losgelassen. Deshalb will ich über die Grundfunktionen der Religion sprechen und überprüfen, ob diese Funktionen für mich in meinem früheren Leben relevant waren, und inwiefern ich sie jetzt vermisse oder darauf verzichten kann.

Wenn ich so, wie vorhin, über meine Kindheit rede, offenbaren sich darin ja schon einige Grundfunktionen des Christentums, vielleicht jeder Religion. Meine heutige Sicht auf die Sache rührt natürlich auch daher, dass ich mich mit philosophischen und religionskritischen Schriften auseinandergesetzt habe. Ich will damit auf gar keinen Fall suggerieren, dass ich auf alle Punkte selbst gekommen wäre. Eine kleine Literaturliste füge ich an, obwohl ich hier keine wissenschaftliche Arbeit schreiben will.

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