Willi Fobbe - ein kurzes Leben

05. Willis Briefe - 6.2.44

 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt], den 6.2.44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi.

Habe im Laufe der Woche eure beiden Briefe vom 23.1. und 30.1. bei bester Gesundheit erhalten und sage Dank dafür. Wie ihr schreibt, seid ihr noch alle gesund und das ist ja die Hauptsache. Wie ihr schreibt, ist auch der Koffer und das Paket wieder da. Hermann hat nicht geschrieben, aber er hat immer noch keine Post von euch bekommen. Ich kann euch nur sagen, das ist das Schlimmste was es gibt, wenn man von zu Hause keine Post bekommt, das merkt man erst, wenn man mal selber von zu Hause fort ist. Bei euch liegt ja auch kein Schnee, das kann ich mir aber gar nicht vorstellen. Sonst die Jahre haben wir immer im Februar Ski gefahren und dieses Jahr habe ich nicht eine Schneeflocke gesehen. Hier war heute mal wieder ein schöner Tag die Obstbäume sind schon am blühen. Dass der Dieter oft von mir spricht das glaube ich. Schon der Papa8 ist weg und Hermann und zum guten Schluss geht Onkel Willi auch noch. Aber der wird wohl bald mal auf Urlaub kommen, damit sich der Dieter beruhigt. Die ersten sind schon von unserem Haufen weg. Ich mache augenblicklich einen Unterführer-Lehrgang mit, da könnt ihr euch vorstellen, wie wir geschliffen werden, da wird mir immer gesagt, wer Führer werden will, der muss selber erst mal was mitmachen, aber dafür haben wir es später besser. Zum Schreiben bekommt man in der Woche keine Zeit, dann muss man schon nach Zapfenstreich arbeiten. Heute habe ich auch mal wieder richtig gegessen. Weißbrot, dicke Butter, 5 Eier und einen Ltr. Milch. Da könnt ihr euch vorstellen wie wir leben. Sowas könnt ihr euch zu Hause nicht leisten, aber wir habens ja auch nötig. Nun will ich schließen in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Es grüßt euch vielmals euer Willi.

 

Schreibt mal wieder, viele Grüße an Walter [Volbracht].

 

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8Wilhelm Bracht, Oma Marias Mann