03. Feldpostkarten aus dem 1. Weltkrieg

Mit einer schlichten Feldpostkarte erfuhren meine Urgroßeltern vom Tod ihrer Söhne.
Auf dieser Seite erzähle ich von Josef und Friedrich, die im ersten Weltkrieg gekämpft haben und gestorben sind, und deren Tod auch dafür verantwortlich war, dass meine Oma ihren kleinen Bruder Willi erziehen sollte. Franz, Friedrich und Josef zogen in den Krieg, nur Franz kam auch wieder zurück, wahrscheinlich im Juni 1915 und schwer verwundet. Er war in Agny in Nordfrankreich. Er lebte. Doch dann kamen Briefe aus dem Osten. Eine Feldpostkarte vom 22. August 1915 und eine vom 20. November 1915.
Ich zeige noch einmal das Bild der Familie Fobbe, entstanden um das Jahr 1915.

Joseph und Elisabeth bangten um ihre drei Söhne. Und Elisabeth ist eine Frau mit großen Kummer. Und der Kummer hat schon in dieser Zeit, als das Foto gemacht wurde, mit der kleinen und der großen Maria Bekanntschaft geschlossen. Das Foto muss aus der Zeit stammen, in der die Söhne Josef, Friedrich und Franz im Krieg waren, denn meine Großmutter Maria sieht wie ein zweijähriges Mädchen aus, sie ist im November 1913 geboren. Die erste Feldpostkarte, die bei Joseph und Elisabeth ankam war diese - sie betraf Friedrich.

geschrieben, den 22.8.1915, Wir teilen hierdurch mit, dass Ihr Sohn Friedrich heute vermutlich um 1 Uhr infolge eines Kopfdurchschusses in dem Lazarett verstorben ist. Die Beerdigung fand auf dem öffentlichen Teil des Kirchplatzes statt. Unser Beileid. Zimmermann, Feldlazarett [Name des Lazaretts oder des Schreibers?]
Und da war Onkel Friedrich also tot. Was die Familie nicht wusste, war, dass auch Josef schon längst tot war. Er starb nur zwei Tage nach seinem Bruder. Hierzu ist keine Mitteilung erhalten.Die zweite Feldpostkarte, die Joseph und Elisabeth erhielten, war diese hier:

Zu dieser Karte gehört die Adressseite ganz oben in diesem Artikel.
Absender: Untffz. d. Res. Günecker, Reserve Feldlazarett 102, 76.Res.Division, An Herrn Josef Fobbe in Obermarsberg, Am Friedhof 78, geschrieben den 20.11.1915, Sehr geehrter Herr Fobbe! Ihr Sohn wurde schwer verwundet am 21.08.1915 in unser Laz. eingeliefert mit Kopfdurchschuss. Ohne sein schweres Leid selbst zu fühlen ist er schon am nächsten Tage sanft gestorben. Auf dem Kirchhofsplatz in Aleksandrowska ist er im Einzelgrab beigesetzt worden. Wir haben das Grab schön aufgemacht und mit Rasen eingefasst u. mit einem starken wunderschönen Kreuz versehen worauf sein Name Tag u. Jahr der Geburt und das Jahr stehen. Von Kowno aus können Sie mit einem Wagen in 1 1/2 Stunden dort sein u. finden die Grabstelle sicher. Vielleicht kann ich Ihnen später, da ich Lehrer in Wanne-Süd, Westfalen bin, mündlich alles erzählen. Ich schreibe im Auftrage d. Inspekt. Ich grüße Sie vielmals ergeben, Günecker Unteroffizier der Reserve
Inzwischen hatten Anton und Elisabeth aber auch vom Tod ihres zweiten Sohnes erfahren müssen, der wahrscheinlich wohl bei der Schlacht an der Pulwa, nur zwei Tage nach seinem Bruder gefallen war.
Und da war Maria, meine Oma, um einen weiteren Onkel ärmer. Meine Oma war zwei Jahre alt. Ihre Oma hatte zwei Söhne weniger.
Schon lange vorher hatte sie schon einmal zwei Söhne verloren – Wilhelm und Anton. Wilhelm hatte nur zwei Monate gelebt, Anton immerhin 6 Jahre.
Elisabeth starb das Jahr darauf, 1916 aus Gram, wie mein Vater sagt.
Ich zähle drei Kriegstote, statt der zwei offiziellen und zwei tote Kinder.
Es ist darüber hinaus erschreckend, dass gleich drei Söhne einer Familie in den Kriegsdienst eingezogen worden sind.
Omas Mutter hatte keinen Schwager mehr, blieb traurig, bekam 1926 trotzdem, weil wenigstens ihr Heinrich doch noch da war, 13 Jahre später, noch einmal einen Sohn, Willi.
Aber auch sie blieb traurig und starb 1928.
Und da war meine Oma um eine Mutter ärmer und um einen kleinen Bruder reicher und musste sich um Haus und Hof und Willi kümmern.
Ihre älteren Schwestern heirateten bald und zogen aus.
Franz blieb unverheiratet.
Und Heinrich, ihr Vater, kümmerte sich ums Vieh, die Heuernte und die Kartoffeln und wurde 90 Jahre alt.