Meine Vorfahren

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09. Willis Schicksal

"Ich bin ganz still. Ich habe dieses Leid nicht ertragen müssen. Ich bin ganz still." "Wie viele Tote kann eine Frau ertragen?"

 

Porträt von Willi Fobbe

Willi lebte vom 02. Mai 1926 bis zum 11. Juli 1944.

 

Nach dem Tod der Mutter blieben der übriggebliebenen Familie Heinrich, Maria und dem kleinen Willi sieben Jahre bis die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Maria fand eine Stellung in Kassel, verliebte sich in Wilhelm und sorgte sich um das Haus und den kleinen Bruder. 10 Monate nach der Hochzeit musste Wilhelm in den Krieg nach Russland. Und als es dann 1944 war, da wurde Willi auch gerade noch rechtzeitig vor Ende des Krieges tauglich für die Armee und musste seine Gärtnerausbildung ab- und Hitler zusagen. Als Willi zur „Sicherung in den Niederlanden“ in Amersfoort war, hat man ihn schnell und kompakt ausgebildet und dann losgeschickt. Victor Kugler und Johannes Kleiman, die beiden Helfer der Familie von Anne Frank, waren auch in Amersfoort, im polizeilichen Durchgangslager. Allerdings waren die aus anderen Gründen da als Willi, und der war auch bald schon wieder weg. Ich sage das nur, damit man sehen kann, worum es in Amersfoort ging, welche Quintessenz von Hitler sich in diesem kleinen niederländischen Ort niedergeschlagen hat. Und dann waren die Alliierten auch schon gelandet in der Normandie und kamen auch nach St. Lô. Wollten aber lieber an den Rhein, an den deutschen Rhein, den Willi überqueren musste, weil er ja in die SS gezwungen wurde als Teil von Deutschlands letztem Aufgebot. Willi war zu der Zeit im Südwesten Frankreichs, im Norden warteten schon die Amis und Briten. Sein erster großer Ausflug nach Frankreich. Er kam sogar noch bis nach St. Lô, wo gekämpft wurde. Musste dann aber schnell weiter, ins Lazarett. Er starb einen Monat nach dem D-Day in Hambye-Manche. Und jetzt liegt der gerade 18jährige SS-Sturmmann in Marigny, Block 2, Reihe 7, Grab 270. Seit 1958 wird der Friedhof gärtnerisch gepflegt. Willi wäre sicher auch lieber Gärtner geblieben.


Für die Karte habe ich Stationierungen von Willis Regiment mit den Datumsangaben in seinen Briefen verglichen. Die Ortsangaben lassen sich nur zum Teil den in den Briefen genannten Daten zuordnen, aber das Einsatzgebiet ist so einigermaßen klar umrissen.

 

 

 


 

In Amersfoort wurde nach dem 2. Weltkrieg ein Massengrab entdeckt. 70 russische Kriegsgefangene wurden hier durch die Deutschen ermordet. Dies geschah am 09.04.1942. Zu der Zeit, in der Will hier stationiert war, fanden keine Massenerschießungen statt, aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit war er Zeuge oder auch Mittäter bei andauernden Repressalien, Misshandlungen an Inhaftierten. Besonders seit der Zunahme des alliierten Luftkriegs verstärkten die deutschen Truppen die "Sicherung", "Kontrolle" und "Überwachung". Quelle zum Foto: nationaal-archiv

 

 

Befreiung des Lagers Amersfoort am 07. Mai 1945. Quelle: nationaal-archiv

 

 

Der D-Day. Karte des Alliierten Brückenkopfs in der Normandie, 6. Juni – 24. Juli 1944. Quelle: Wikipedia

 

 

Skizze zu den Kämpfen um Carentan, im Südosten Willis Division. Quelle: wikipedia

 

 

Das Foto ist in Coutance, westlich von Marigny und St. Lo aufgenommen worden, als die amerikanischen Panzer zum ersten mal durch die befreite Stadt rollten. Quelle: wikipedia


 

Im Folgenden gebe ich Willis Briefe an Maria und Heinrich, sowie einige wenige Antwortbriefe, die sich erhalten haben.

 

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