Über mich

Das bin ich (humanistisch-atheistisch) - ein besonderer Mensch

Zum ersten Punkt:

Bevor ich bemerkt habe, dass der katholische Glaube nicht unbedingt alles in meinem Leben ist, hatte ich natürlich noch keine anderen Welterklärungsmodelle zur Verfügung. Ich hatte die Geschichten aus der Bibel, die alle in meiner Umgebung mehr oder weniger gut kannten. Aus diesen Geschichten ging immer wieder hervor, dass ich mich als von Gott geliebt betrachten könne. Also bin ich etwas besonderes! Die biblischen Texte schaffen es ohne Amtskirche, denjenigen, die sie lesen, dieses gewisse Etwas einzuflößen: Du bist auserwählt! Du bist ein Kind Gottes! Ich habe das als Kind gefühlt und habe von diesem Gefühl her mitleidig auf evangelische Kinder herabgeblickt, vielleicht so wie die FC-Bayern-Fans auf die Schalke-Fans im Dorf geschaut haben.

Was ist mit der Elite im Hintergrund? Es kommen zwei Eliten in Betracht: die Verwalter und die Urheber.

Die Texte der Bibel wurden ausgewählt und nach einigem Hin und Her so zusammengestellt, wie wir sie nun kennen. Es gibt aussortierte Schriften, es gibt verschiedene Versionen, Copy-und-Paste- Fehler bei der vervielfältigenden Übertragung einzelner Passagen und somit Widersprüchlichkeiten innerhalb der ausgewählten Texte. Die Amtskirche erklärt dogmatisch, was man also zu glauben hat, und was nicht. Sie als Editor der Bibel wird um die Wirkung der Texte wissen, nehme ich an (und schüttel mich vor Entsetzen).

Die ersten Schriftsteller der alttestamentarischen Bibeltexte haben Teile in der Gefangenschaft verfasst und den verschleppten Israeliten erklärt, dass sie ein auserwähltes Volk seien. Nur so konnte der Zusammenhalt der Gruppe gestärkt oder aufrechterhalten werden. Von Beginn an ist die Basis des Christentums, ihr Bibeltext, darauf aus, den Menschen dieser Gruppe einzutrichtern, etwas besonderes zu sein.

Da ich nun nicht mehr gläubig bin, nehme ich mich aus der Gruppe der Auserwählten heraus. Ist es schlimm für das eigene Wohlbefinden, wenn man sich sagen muss: du bist nichts besonderes? Ein ganz normaler, nur eben ungläubiger Mensch?

Folgendes kann ich in der Rückschau an mir beobachten: Ich halte alle Menschen der Welt für gleichwertig. Ich finde sogar, dass alles Leben seine Daseinsberechtigung hat. Jedes Leben ist schützenswert. Und zwar nicht, weil Adam diesen Lebewesen einen Namen gegeben hat, sondern weil sie alle einen gemeinsamen evolutionären Ursprung haben. Es macht mir nichts aus, nichts besonderes zu sein.

Allerdings habe ich festgestellt, dass ich kein besonders mutiger Mensch geworden bin und ich könnte mich fragen, ob ich mit der Religion im Gepäck, mit der stärkenden Botschaft, dass Gott mich liebt, mutiger geworden wäre. Diese Frage steht allerdings gleichzeitig im Widerstreit mit anderen Funktionen der Religion. Sie macht Menschen auch gleichzeitig zahm und hält sie klein. Mein Mut hätte sich daher unabhängig vom religiösen Überbau entwickeln müssen.

Ich benötige also keine Religion, die mir hilft etwas besonderes zu sein. Viel schöner ist es zu wissen, dass ich einiges gelernt habe, auf das ich stolz sein darf, dass ich einiges geschafft habe, auf das ich stolz sein darf. Ganz ohne Jesus!

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